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Akribisches Training für große Auftritte | ||||
MAZ blickt zurück in die 50-jährige Geschichte der Perleberger Spielleute / Heute: die 80er Jahre | ||||
Märkische Allgemeine vom 27. August 2005 | ||||
Perleberg Wenn man mit den alten Kämpen des
Spielmannszugs Perleberg über die achtziger Jahre spricht, könnte
man im ersten Moment fast glauben, diese seien einigermaßen ereignislos
gewesen. Aber es ist ja klar: Die aufregenden Anfangsjahre waren vorbei,
und spätestens mit den großen Erfolgen in den Jahren zuvor war
der Spielmannszug nicht mehr aus dem städtischen Leben wegzudenken.
1980 feierte er bereits Silberjubiläum - und passend dazu schafften
beide Mannschaften, Erwachsene wie Nachwuchs, in Tessin den Bezirksmeistertitel.
Für den Erwachsenenzug war es in der Tat ein ruhiges Jahrzehnt, denn nachdem er in den siebziger Jahren ja, wie bereits beschrieben, Fahrstuhlmannschaft war, setzte er sich nunmehr in der Leistungsklasse I fest, der zweithöchsten Spielklasse. Damit durfte er auch wieder an Bezirksmeisterschaften teilnehmen - und gewann sie von 1980 bis 1989 prompt alle. Die Mitgliederzahlen gingen in diesem Zeitraum aber von 117 auf 75 zurück. Beim Nachwuchs, der 1974 ja sogar den DDR-Titel gewonnen hatte, hingegen blieb es bei dem Auf und Ab, das schon die Siebziger geprägt hatte. Die Ausbildung der jungen Spielleute blieb zentrales Anliegen. Als maßgebliche Ausbilder taten sich zu jener Zeit Hans-Joachim Schröder und Lutz Pittack hervor, doch wurde die Ausbildung auch auf immer breitere Schultern verteilt. 1982 schaffte der Nachwuchs noch einmal den Aufstieg in die Sonderklasse, doch verschlug es ihn mitunter auch in die Leistungsklasse II. Gleichwohl gewann auch der Nachwuchs alle Bezirksmeistertitel des Jahrzehnts, sofern er eben gerade nicht in der Sonderklasse spielte. 1989 jedoch wurde der Zug disqualifiziert, und das ausgerechnet, als die Bezirksmeisterschaft in Perleberg stattfand. Der Zug hatte beim Auftritt einen Titel zu wenig gespielt. Das konnte nach dem Regelwerk nur die Disqualifikation nach sich ziehen. In der Konzentration waren die Perleberger Spielleute zu jener Zeit aber ohnehin auf ein anderes Ereignis zur gleichen Zeit fixiert: Die 750-Jahrfeier der Stadt stand an und dabei war der Spielmannszug so kurz vor der Wende, von der damals noch niemand etwas ahnte, natürlich stark eingebunden. Doch zurück zu Beginn dieses Jahrzehntes, das halt doch einige Höhepunkte im Vereinsleben zu bieten hatte, an die sich die Gesprächspartner nach und nach erinnerten. Als "absoluten Kracher" bezeichnete Stefan Winter zum Beispiel das Turn- und Sportfest im Jahr 1983 in Leipzig. Und da es nur vier Jahre später bereits ein weiteres solches gegeben hat, erklärt sich auch, was die Perleberger Spielleute in den Zeiten davor getan haben: geübt, geübt und nochmal geübt. Allein die Spielmannszüge brauchten zwei Jahre Vorbereitungszeit - für 15 Minuten! Etwa 3000 Spielleute formten gemeinsam regelrecht Bilder, und das ganze nannte sich treffend "Musikschau der Spielleute". Klaus Dröge, der die ganzen achtziger Jahre über weiterhin Vorsitzender war, erinnert sich daran, dass Organisation, Ausstattung und Verpflegung immer mehr verbessert und weiter entwickelt wurden. So fiel ihm ein, wie generalstabsmäßig zum Beispiel das Gepäck der Spielmannszüge auseinander gehalten wurde: An braun-roten Wollfäden um die Griffe konnten die Perleberger ihre Koffer erkennen. Auch die Kleidung ging mit der Zeit; modisch waren die Mitglieder gut ausgestattet. Winter sind die Trainingslager in der zentralen Sportschule in Rerik an der Ostsee noch gut in Erinnerung. "Das war fast wie eine Generalprobe", erklärte er, "und wir waren in 50-Mann-Zelten untergebracht." Vor allen Dingen sei dort die Musik einstudiert worden, eine Angelegenheit, die für den Nachwuchs wichtiger war. Den jungen Leuten wurde aber auch über das Training hinaus einiges geboten. Bei Aufenthalten in Dessau wiederum ging es mehr darum, Abläufe einzustudieren. Die lange Vorbereitung machte Sinn. Schließlich handelte es sich um Massenereignisse, die perfekt koordiniert werden mussten. Die Dröges erinnern sich daran, dass es auch zwischen den sozialistischen Staaten einen Konkurrenzkampf um die größten und perfektesten Aufmärsche gab. Und so waren denn vor allem die jungen Spielleute beeindruckt von dem Spektakel. Für sie war schon das Training einfach nur "Party". Es wurde zwar ernst genommen, aber schön war es doch. 1985 wurde der Spielmannszug bereits 30 Jahre alt. Gefeiert wurde im "Stadt Berlin", das es ja heute nicht mehr gibt. 1987 folgte dann das nächste Turn- und Sportfest. Außerdem waren die Perleberger bei der Berliner 750-Jahrfeier dabei und, wie schon erwähnt, 1989 bei der Perleberger 750-Jahrfeier. Musikalisch gesehen gingen die Spielmannszüge aber in den Achtzigern immer mehr von der reinen Marschmusik ab. Auch die Perleberger studierten lockerere Musik ein, etwa ihr "Berlin-Medley". Dennoch blieb "Unsere Volkspolizei" zu jener Zeit noch im Programm - die Wende stand noch bevor. Bernd Atzenroth |
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